Von Werten und Wertschätzung
„So, jetzt gehen sie alle mal raus und wertschätzen unser Personal!“ - Wertschätzung funktioniert niemals auf Ansage und kann nicht in einem SOP (Standard Operating Process) definiert werden. Wertschätzung ist eine Haltung und beginnt an jedem Tag von Neuem.
Aber was bedeutet Wertschätzung und wie kann ich mehr Wertschätzung in meine tägliche Arbeit einbringen? Eine Annährung zum Thema Wertschätzung beginnt mit den Werten und der Definition der Unternehmenswerte. Diese Wertedefinition ist erste Schritt für betriebliche Wertschätzung und auch der Start ins Employer Branding.
Schauen wir auf die Definition von Werten, so finden wir zum Beispiel eine solche, oder ähnliche, Erklärung: „Werte sind Vorstellungen, welche in einer Gesellschaft als wünschenswert anerkannt sind und den Menschen Orientierung verleihen.“
Unterschieden werden können Werte in:
Moralische Werte (Aufrichtigkeit, Treue)
Religiöse Werte (Nächstenliebe, Glaube)
Politische Werte (Toleranz, Freiheit)
Ästhetische Werte (Kunst, Schönheit)
Materielle Werte (Wohlstand)
Jeder Mensch und auch jedes Hotel, jedes Unternehmen trägt ein eigenes Set an Werten mit sich .. Gerade die betrieblichen Werte machen wir uns oft gar nicht bewusst oder sie sind einmal definiert worden und stehen heute in einem Handout für die Mitarbeitenden, ohne gelebt zu werden.
Hotel- oder Unternehmenswerte zu erarbeiten und zu benennen ist ein umfangreicher Prozess. Eine Unterstützung durch externe Berater, Trainer oder Coaches kann sehr sinnvoll sein, um mit einem frischen Blick von außen sein eigenes Handeln und die Unternehmenswerte zu reflektieren. In einem solchen Prozess müssen die Mitarbeitenden intensiv eingebunden werden, um sicherzustellen, dass die Werte des Unternehmens auch von den Mitarbeitenden mitgetragen und akzeptiert werden. Dies führt auch zu einer höheren Identifikation mit dem Unternehmen, was direkt auf die Mitarbeiterbindung einzahlt.
Ziel dieses Prozesses ist eine übersichtliche Anzahl von Werten, welche die Unternehmenskultur am besten beschreiben. Würde ein Buch mit 365 Werten entstehen, für jeden Tag des Jahres einer, dann wäre keine klare Richtung zu erkennen und die Werte quasi wertlos. Eine kleine Anzahl von 3 bis 5 Werten ist meistens ausreichend. Diese Werte sind zunächst Schlagwörter, die den einzelnen Wert benennen.
Im nächsten Schritt können diese Werte erklärt werden, damit sich alle Mitarbeitenden des Unternehmens unter dem Wert etwas vorstellen können. Manche Unternehmen entscheiden sich auch bewusst dazu die Werte als solche wirken zu lassen und verzichten auf die Definition. Beide Vorgehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile.
Beispiel:
Wert: Vertrauen
Definition: Wir vertrauen unseren Mitarbeitenden in der täglichen Arbeit mit unseren Gästen. Sie haben die Freiheit Entscheidungen zu treffen, die die Erreichung unseres langfristigen Unternehmensziels unterstützen.
In diesen zwei Sätzen ist ein Rahmen für den Wert geschaffen worden. Auf diesem Weg ist auch ein Rahmen für die wertschätzende Haltung der Mitarbeitenden im Unternehmen geschaffen worden. Sowohl der Mitarbeitende, der eine Entscheidung trifft, als auch der Vorgesetzte, der diese Entscheidung im Nachhinein bewertet sind angehalten, die Entscheidung mit den langfristigen Unternehmenszielen in Verbindung zu bringen.
Somit kann eine Entscheidung für eine Erstattung einer mangelhaften Leistung des Hotels beispielsweise einen positiven Einfluss auf die Gastzufriedenheit haben und gleichzeitig dem Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten seine eigene Kompetenz gegenüber dem Gast darzustellen. Ein Feedback, dass den Mitarbeiter in dem Vertrauen, das ihm gegeben wird, bestätigt bedeutet dabei eine weitere Wertschätzung.
Doch welche Tipps gibt es Wertschätzung tagtäglich zu leben und auch im hektischen Hotelalltag nicht zu vergessen? In Teil 2 der Reihe zum Thema Werte und Wertschätzung möchten wir euch mit einem Buchtipp konkrete Hilfestellung geben, um Wertschätzung auszudrücken und im gesamten Hotel zu etablieren.
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Wertschätzende Haltung und tägliche Umsetzung
Mit den definierten und verankerten Werten meines Hotels kann und muss an der wertschätzenden Haltung des Teams gearbeitet werden. Das Buch „Wert Schätzung“ (https://amzn.eu/d/dh4zSyf), von Janett Triskiel, Stephan Pfob & Benjamin Dageroth kann hier eine gute Hilfestellung, ein Geschenk, für die leitenden Mitarbeitenden sein.
In dem Buch werden 7 Regeln der Wertschätzung beschrieben:
Wertschätzung ist die Bedingung für gute Arbeit.
Bau kein Schloss, bau 1.000 Zelte.
Angst hat man allein, Freude will gelernt sein.
Schweigen ist Silber, loben ist Gold.
Managen heißt zuhören.
Erfolge feiern.
Danke – sagen kostet nichts.
Wissend um diese recht einfachen Regeln, ist es dennoch wichtig, die Haltung zur Wertschätzung im Team immer wieder zu prüfen. In der täglichen Arbeit haben stressige Situationen und persönliche Themen häufig einen Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeitenden. Wie ist es dann um die wertschätzende Haltung bestellt?
Werden die Regeln der Wertschätzung gelebt? Stehen sie mit den Hotel-/Unternehmenswerten in Einklang, oder sind sie für den Einzelnen nicht mehr relevant?
Gerade unsere Führungsmitarbeitenden müssen in der Lage sein, die Regeln der Wertschätzung in ihrer täglichen Arbeit anzuwenden.
Gute Kenntnisse der Gesprächsführung unterstützen sie dabei.
Zudem müssen sie sicher sein in der Anwendung von Arbeitsrecht in ihrem Bereich, z.B. im Zusammenhang mit der Dienstplanung.
Fortbildungen für die Leitungsfunktionen sollten selbstverständlich sein, um sie bei der persönlichen Entwicklung zu guten Führungsmitarbeitenden zu unterstützen.
In der Grundausbildung in der Hotellerie und Gastronomie wurde mit der Neuordnung im Jahr 2022 der Bereich Führung von Mitarbeitenden erstmals aufgenommen. Die in der Ausbildung vermittelten Inhalte stellen jedoch nur eine Basis dar und als Unternehmer ist es wesentlich, in die Fortbildung der Mitarbeitenden zu investieren.
Mit diesem Investment sichern Unternehmen nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern sie leisten einen ganz wesentlichen Anteil zur positiven Wahrnehmung des Unternehmens. Diese ist wiederum ein wichtiges Instrument bei der Bewältigung des Arbeitskräftemangels.
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Unternehmenswerte und Employer Branding
Mit der Erarbeitung von Unternehmenswerten und der wertschätzenden Haltung in der täglichen Arbeit ist ein Hotel schon auf einem sehr guten Weg zum Employer Branding.
Employer Branding basiert auf den Werten des Unternehmens und sorgt, neben den zufriedenden und loyalen Mitarbeitenden, für eine positive Außenwahrnehmung. Mit dieser positiven Außenwahrnehmung wird das Hotel als Arbeitgeber noch attraktiver, was sich wiederrum auf die Gästeerfahrung im Hotel auswirkt.
Employer Branding ist damit der Schlüssel zu einem noch stärkeren wirtschaftlichen Erfolg!
„Alle reden von Employer Branding und die ganzen hippen, jungen, modernen Agenturen nehmen uns unsere Mitarbeitenden weg.Wie soll ich da als Hotel noch eine Chance haben?“
„Employer Branding ist doch nur chichi und kostet Geld.“
Solche oder ähnliche Aussagen zu Employer Branding und dem Fachkräftemangel sind jeden Tag in der Zeitung und sozialen Netzwerken zu lesen.
Zu diesen Aussagen kommen die ganzen Informationen, Vorträge und Social Media Nudges zur nächsten Generation der Mitarbeitenden und ihrer Wünsche und Forderungen.
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Was will denn die nächste Generation Mitarbeitender wirklich?
Zunächst mal ist die Einteilung in Generationen (Baby Boomer, Gen X, Z, Millenial, α) eine Einteilung in Stereotypen, die sich an gesellschaftlichen Trends orientiert.
Klar zu beobachtende Trends sind vorhanden und ein paar seien beispielhaft genannt:
Mehr flexibles Arbeiten, ortsunabhängig
Höherer Digitalisierungsgrad
Erwartete Wertschätzung
Freelanceverhalten, keine Bindung an nur einen Arbeitgebenden
Hohe Gewichtung der eigenen Freizeit
Kann die Hotellerie mit diesen Trends punkten?
Oder machen wir jetzt auch dieses „Employer Branding“?
Das Starter Kit haben die Hotels schon besorgt: Es gibt kostenfreien Kaffee (aber nur den aus der Thermoskanne), es gibt eine gute Büroausstattung (hier wird noch vor Ort gearbeitet), ein Handy stellen wir zur Verfügung (aber nur zur dienstlichen Nutzung) und einen Kickertisch stellen wir in den (zu kleinen) Pausenraum.
Jetzt sollte das doch gehen und die Bewerbungen nur so hereinfliegen!
Die potentiellen neuen Mitarbeitenden vergleichen die Hotellerie mit anderen Arbeitgebenden und dort sind noch ganz andere Möglichkeiten vorhanden.
In der Küche, im Service und an der Rezeption kann die Branche vielleicht nicht direkt mit allen Trends mithalten und eine totale Flexibilität bieten.
An diesen Arbeitsplätzen, die direkt mit dem Gast im Hotel/Restaurant zu tun haben oder eine Leistung genau dort zu erbringen ist, ist eine Flexibilisierung nicht möglich. Die Chance, die Arbeitsplätze angenehm zu gestalten, die gibt es jedoch:
z.B. verlässliche Dienstplanungen zu ermöglichen, sich um guten Kaffee zu bemühen und ein gutes Essen zur Verfügung zu stellen.
Im Bereich des Backoffices ergeben sich viele Möglichkeiten zu anderen Arbeitsmodellen. Ein mobiles Arbeiten, bei Nutzung einer IP Telefonanlage, macht den festen Arbeitsplatz fast überflüssig. Das Marketing und Revenue Management kann unabhängig vom Ort erledigt werden und auch die Buchhaltung hat über die Cloud und einen VPN Zugang, Zugriff auf die notwendigen Dokumente.
Hinsichtlich der Arbeitszeit kann die Branche einen Unterschied machen, indem sie sich im Kopf weg bewegt von der 3x8 Stunden Schicht in vielen Bereichen.
Möchte ein Mitarbeitender gerne weniger Stunden arbeiten kann auch ein 4x6 Stunden Modell in einer rund um die Uhr besetzten Abteilung eine Lösung sein. Wichtig ist, dass wir zuhören und verstehen, was die Bedürfnisse der Teams sind.
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Unsere Branche muss sich nicht verstecken vor anderen Firmen und anderen Branchen!
In der Hotellerie und Gastronomie bringen wir einen ganz wesentlichen Punkt mit:
Wir haben einen Sinn der Arbeit – einen Purpose.
Als Gastgebende können wir Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wir können ihnen ein Erlebnis gestalten und wir können sie aus ihrem Alltag entlocken.
Von Werten und Wertschätzung
- 10.05.2023