Nachhaltigkeitsmanager: Die treibende Kraft für zukunftsfähige Hotels
In einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Welt spielen Nachhaltigkeitsmanager in Hotels eine Schlüsselrolle, um ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung zu übernehmen. Ihre Tätigkeit ist dabei vielfältig und reicht von strategischen Aufgaben bis hin zur operativen Umsetzung. Sie müssen nicht nur die Interessen des Hotels, sondern auch die Erwartungen der Gäste, Mitarbeitenden und externen Partner berücksichtigen.
Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist die Analyse und Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks. Durch eine umfassende CO₂-Messung, die alle Scopes – von direkten Emissionen bis hin zu vor- und nachgelagerten Prozessen – umfasst, identifizieren sie Einsparpotenziale entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Ergebnisse dieser Messungen fließen in konkrete Maßnahmen ein, die nicht nur die Umweltbilanz verbessern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Hotels stärken.
Nachhaltigkeit im Hotel ist jedoch keine isolierte Aufgabe, sondern eine, die alle Abteilungen betrifft. Nachhaltigkeitsmanager agieren hier als Schnittstelle und Koordinatoren. Ob im Housekeeping, in der Küche, im Einkauf oder im Marketing – sie schaffen Synergien, orchestrieren Maßnahmen und stellen sicher, dass die Nachhaltigkeitsziele in jedem Bereich berücksichtigt werden. Gleichzeitig fördern sie eine ganzheitliche Perspektive, die die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Wirtschaft und Soziales – im Blick behält.
Dabei gibt es keine einheitliche Lösung oder Blaupause für nachhaltiges Wirtschaften. Jedes Hotel hat aufgrund seiner Werte, Philosophie und Zielgruppen spezifische Schwerpunkte. Manche fokussieren sich auf die klimafreundliche Ernährung, andere auf Energieeffizienz oder Kreislaufwirtschaft. Die Aufgabe der Nachhaltigkeitsmanager ist es, strategie- und standortbezogene Potenziale zu identifizieren, wobei möglichst alle Bereiche mit einer großen Hebelwirkung adressiert werden sollten, um das Thema Nachhaltigkeit vollumfänglich in eine stimmige Gesamtstrategie einzubetten. Ziel dabei sollte es stets sein, langfristig alle drei Dimensionen gleichwertig zu verbessern.
Ein weiterer wesentlicher Teil ihrer Arbeit ist die Verankerung der Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur und -strategie. Dies gelingt durch die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter sowie durch die Einbindung der Gäste und Partner. Dabei setzen Nachhaltigkeitsmanager auf verschiedene Ansätze: Sie führen Schulungen selbst durch, nutzen externe Experten oder implementieren digitale Lernplattformen. Ziel ist es, alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette für das Thema Nachhaltigkeit zu gewinnen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die Mehrwert für alle schaffen.
Zusätzlich spielt die Einhaltung regulatorischer Anforderungen, wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), eine wichtige Rolle (Die CSRD ist eine neue Offenlegungspflicht für große Unternehmen, neben den finanziellen Berichten einen integrierten nicht-finanziellen Bericht zu veröffentlichen).
Nachhaltigkeitsmanager erstellen Berichte, verantworten interne Zertifizierungsprozesse und entwickeln Kodexe, beispielsweise gemeinsam mit dem Einkauf für eine nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln, Reinigungsmitteln oder Textilien. Sie prüfen, welche Standards – etwa Bio, Fairtrade oder Cradle-to-Cradle – für das Hotel relevant sind, und sorgen für deren Umsetzung.
In Hotelketten, die in mehreren Ländern tätig sind, stellt die Anpassung der Maßnahmen an unterschiedliche Märkte eine besondere Herausforderung dar. Hier ist Überzeugungsarbeit auf verschiedenen Ebenen gefragt, etwa bei regionalen Leitungen und der Geschäftsführung. Letzteres ist auch bei Individualhotels unerlässlich und für den nachhaltigen Erfolg maßgeblich entscheidend. Darüber hinaus wird das Thema Nachhaltigkeit zunehmend für den Finanzbereich relevant, beispielsweise im Kontext nachhaltiger Investitionen oder Finanzierungen.
Neben den Herausforderungen bieten sich jedoch auch zahlreiche Chancen. Nachhaltige Hotels können sich durch Green Employer Branding als attraktive ArbeitgeberInnen positionieren, was die Bindung und Loyalität stärkt von Mitarbeitenden. Indem Mitarbeitende über Initiativen eingebunden und befähigt werden, gestalten sie die Nachhaltigkeitsstrategie aktiv mit und identifizieren sich stärker mit den Unternehmenswerten.
Nachhaltigkeitsmanager können je nach Größe und Struktur eines Hotels als Vollzeitstelle oder als Bestandteil eines Nachhaltigkeitsteams eingesetzt werden. In größeren Häusern oder Hotelketten wird diese Rolle häufig als eigenständige Stabsstelle direkt bei der Geschäftsführung angesiedelt, was ihre strategische Bedeutung unterstreicht. Auch wenn kleinere Betriebe die Aufgaben des Nachhaltigkeitsmanagements bislang vertrauensvoll in die Hände von Kollegen aus anderen, teilweise operativen, Abteilungen wie dem Einkauf oder dem Qualitätsmanagement gegeben haben, geht der Trend ganz klar dahin, eine eigene Stabstelle oder ein Nachhaltigkeitsteam aufzubauen. Insbesondere bei berichtspflichtigen Unternehmen ist dies eine klare Empfehlung. Unabhängig von der Struktur bleibt die Kernaufgabe bestehen: die nachhaltige Ausrichtung des Betriebs voranzutreiben und dabei sowohl wirtschaftliche Ziele als auch ökologische und soziale Verantwortung zu vereinen.
Insgesamt sind Nachhaltigkeitsmanager nicht nur Umsetzer, sondern auch Visionäre und Vermittler. Sie sorgen dafür, dass nachhaltiges Handeln nicht als Zusatzaufgabe, sondern als integraler Bestandteil der Hotelkultur und der Unternehmensstrategie verstanden wird. Durch die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und mit allen Abteilungen, Stakeholdern und externen Partnern treiben sie die nachhaltige Transformation voran und tragen dazu bei, dass nicht nur das Hotel, sondern auch die Gesellschaft von einer zukunftsfähigen Ausrichtung profitiert. Mit ihrem Blick fürs große Ganze und ihrem Gespür für praktikable Lösungen verbinden sie strategische Visionen mit operativer Umsetzung. Hotels, die auf Nachhaltigkeitsmanager setzen, können eine besseren Positionierung am Markt, stärkere Mitarbeiterbindung und, bestenfalls, die Loyalität umweltbewusster Gäste erzielen. Sie sind nicht nur ein Gewinn für das Unternehmen, sondern tragen auch aktiv dazu bei, die Hotellerie nachhaltiger und verantwortungsvoller zu gestalten – ein Vorteil für das Hotel, die Gesellschaft und die Umwelt.
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Autoren: Silvia Gonzaga, Darlene Schwabroch
Nachhaltigkeitsmanager: Die treibende Kraft für zukunftsfähige Hotels
- 20.11.2024