Warum sind Zertifizierungen wichtig?


Nachhaltigkeitszertifizierungen – alles nur für den grünen Stempel?
Viele Unternehmen, die sich nachhaltiger aufstellen wollen, die bereits erste Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt haben oder sich bereits auf dem Weg des nachhaltigeren Wirtschaftens befinden stehen vor der Frage, ob sie Ressourcen in eine externe Zertifizierung stecken, oder sich die Mühen nicht doch lieber sparen und die Zeit in das konkrete „Doing“ stecken. Externe Zertifizierungen sind aber (meist) den Aufwand wert und sollten nicht als reiner „grüner Stempel“ unterschätzt werden. Im Folgenden wollen wir einen ersten Überblick über die stärksten Argumente für eine externe Nachhaltigkeitszertifizierung geben.

Orientierung gewinnen, Prozesse optimieren, Strukturen verbessern
Die meisten Unternehmen haben mittlerweile verstanden, dass sie sich um eine nachhaltigere Ausrichtung bemühen müssen. Doch wo fängt man an? Um welche Themen sollte man sich auf jeden Fall kümmern? Wo hat man den größten Impact? Und welche Themen kann man ggf. auch zunächst vernachlässigen? Bei (guten) Zertifizierungssystemen, die der Struktur eines Managementsystems entsprechen, bieten die Kriterien bzw. der Kriterienkatalog die Möglichkeit, diesen als Leitfaden zur Orientierung im großen Feld des nachhaltigen Wirtschaftens zu nutzen. Die Kriterien bedeuten die Leitplanken, in denen man sich bewegen sollte. Sie geben klar vor, woran gearbeitet werden muss, und ersparen Unternehmen so eine Menge an Rechercheaufwand und Zeit, die ggf. in die “falschen” Themen gesteckt würde.

Wenn also die Arbeit an den Kriterien eines Managementsystems aufgenommen wurde, wird schnell klar werden: hier geht es nicht darum, eine Checkliste abzuarbeiten, sondern Prozesse und Strategien zu überdenken oder überhaupt erst mal zu etablieren. Wenn Sie also z.B. nach einem Beschwerdemanagement gefragt werden, wird dies sicherlich dazu führen, dass Sie sich zunächst nochmal genau anschauen, wie mit Beschwerden im Unternehmen bisher umgegangen wird. Gibt es überhaupt einen klaren Prozess? Kann man diesen nicht auch noch verbessern? Oftmals geht die Vorbereitung einer Zertifizierung mit deutlichen Optimierungen der Prozesse und der Hebung von Potenzialen im Unternehmen einher. Und auch wenn das Niederschreiben von Prozessen, Konzepten und Strategien mühsam ist – es wird sich mit ziemlicher Sicherheit lohnen, die Strukturen verbessern und so das Unternehmen zukunftsfähiger aufstellen. 

Stakeholder richtig ansprechen und sich damit abheben
Der interne Aufwand einer Zertifizierung ist hoch und in jedem Fall zeitaufwändig. Doch er zahlt sich definitiv aus. Neben dem Etablieren neuer Strukturen und überwachen von Prozessen, welche Einblick ins unternehmerische Geschehen bringen, werde wichtige Stellschrauben für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess gesetzt.

Eine Zertifizierung hat daneben auch zum Vorteil, dass Unternehmen nicht nur selbst einen Nachweis über beispielsweise nachhaltiges Handeln erhalten, sondern auch die Erwartungen der relevanten Stakeholder (z.B. Gästegruppen, Investoren, Mitarbeitende) erfüllen können. So ist beispielsweise für Nachwuchskräfte immer wichtiger, dass Unternehmen eine klare Nachhaltigkeitsstrategie aufweisen und beispielsweise Klimaschutz oder auch Diversität ein zentraler Bestandteil sind. Weiterhin werden die Anforderungen von Investoren in Bezug auf Nachhaltigkeit immer strenger und auch die internationalen Vorgaben wie z.B. die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) fordern eine transparente Kommunikation über die eigenen Nachhaltigkeits-Initiativen.

Wird das Ganze noch mit beispielsweise einem etablierten Label kommuniziert, dann ist eine zentrale Funktion des Stakeholdermanagements getroffen, nämlich Vertrauen aufzubauen. Vertrauen, Glaubwürdigkeit sowie Transparenz sind Kernbestandteile und damit auch ein Qualitätsbeweis für eine Zertifizierung.

Hinzu kommt, dass Zertifizierungen Verbraucherinnen und Verbrauchern als eine Art Entscheidungshilfe im Alltag agieren können und damit als klares Zeichen dafür gesehen werden, dass ein Unternehmen Verantwortung für beispielsweise Nachhaltiges Handeln übernimmt. Dies ermöglicht den Unternehmen, welche sich frühzeitig mit einer Zertifizierung auseinandersetzen, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Bereitschaft von Konsument:innen (oder Konsumentinnen und Konsumenten) Produkte oder Dienstleistungen von Unternehmen zu kaufen, die Nachhaltigkeits– und Klimaschutzmaßnahmen umsetzen, ist nachweisbar vorhanden und kann entsprechend kommuniziert sowie bepreist werden. 

Greenwashing? Nein, danke. 
Gerade bei einem so komplexen und sich schnell entwickelnden Thema wie Nachhaltigkeit ist es entscheidend, glaubwürdig zu sein. Denn wer „grünes Marketing“ als einen einfachen Weg betrachtet, das unternehmerische Image künstlich etwas aufzupäppeln oder gar höhere Zimmerpreise zu rechtfertigen, hat die Rechnung ohne aufmerksame und kritische Reisende gemacht – und diese werden (erfreulicherweise) immer mehr.

Das gesellschaftliche Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat in der vergangenen Dekade merkbar zugenommen – nicht zuletzt aufgrund der viel umstrittenen Fridays for Future Bewegung. So orientieren sich auch Urlaubs- oder Tagungsgäste zunehmend an nachhaltig vertretbaren Angeboten und hinterfragen oftmals die Ernsthaftigkeit, beziehungsweise den tatsächlichen Impact vermeintlich nachhaltig handelnder Unternehmen. Eine Zertifizierung kann hierbei als verlässlicher Kommunikator zwischen Hotel und Gast fungieren: Das, was Hoteliers im Bereich der Nachhaltigkeit alles tun, kann über eine externe Zertifizierungsstelle überprüft und abgesegnet werden. Das gibt Reisenden Sicherheit und eine Garantie, dass das nach außen kommunizierte „Green Image“ eines Hotels auch wirklich der Wahrheit entspricht. Beim sogenannten „Greenwashing“ wäre das Gegenteil der Fall – hierbei positionieren sich Unternehmen fälschlicherweise durch gekonnte PR-Methoden in der Öffentlichkeit als vermeintlich verantwortungsbewusst und umweltfreundlich, und riskieren damit (zurecht) viel Kritik und Kundenabwanderung.

Mit einer international anerkannten und transparenten Nachhaltigkeitszertifizierung kann Greenwashing vermieden und wahrhaftig glaubwürdiges Nachhaltigkeits-Engagement eines Unternehmens bestätigt werden. 

Fazit
Abschließend lässt sich also sagen, dass externe Nachhaltigkeitszertifizierungen trotz so mancher Kritik oder Skepsis einige Vorteile mit sich bringen können. Neben der Prozessoptimierung, dem Wettbewerbsvorteil und der unabhängigen Sicherheitsvermittlung kommt ihnen ein weiterer Punkt zu Gute, der insbesondere in unserer schönen Hotelbranche auf viel Zuspruch trifft: Networking & Austausch! Ein gutes Nachhaltigkeitsprogramm bietet neben der Zertifizierung auch die Möglichkeit der Vernetzung von zertifizierten Betrieben und Partnern untereinander an – ob in Form von Webinaren, Social Media Gruppen oder Live-Veranstaltungen. Um im wachsenden Nachhaltigkeitskosmos auf der Höhe zu bleiben, brauchen wir die Interaktion mit Gleichgesinnten, das gemeinsame Brainstormen und das gegenseitige Voneinander-Lernen. Externe Zertifizierungsstellen können und sollten hierbei eine Unterstützung sein.

So individuell wie die Hotelbranche ist, sind auch die Nachhaltigkeitszertifizierungen am Markt. Mit den oben vorgestellten Benefits im Hinterkopf lohnt es sicher aber vielleicht doch, einen genaueren Blick zu werfen. Worauf dabei geachtet werden sollte und welche schwarzen Schafe es zu vermeiden gilt, klären wir, der Expertenkreis Sustainability der HSMA, zu einem späteren Zeitpunkt.

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Sehr gern möchten wir erfahren, wie Ihr zum Thema der Zertifizierungen im Bereich der Nachhaltigkeit steht und freuen uns, wenn Ihr uns dazu ein paar Informationen über Euch in unserer Blitzumfrage zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Eure Teilnahme.
zur Blitzumfrage

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Autoren: 
Darlene Schwabroch (Business Development Managerin - GreenSign I Vorsitzende des Expertenkreises Sustainability)
Luisa Mentz (Sustainability / CSR Manager & Project Lead - visitBerlin)
Julia Kunz (Sustainability Consultant - ClimatePartner)


Warum sind Zertifizierungen wichtig?
  • 20.03.2023

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